Erinnerungskultur zum Antisemitismus in Deutschland

Aus Anlass des im Jahre 2023 kaum zu ertragenden Antisemitismus in Deutschland versucht ein Arzt und Physiologe (81) im Sinne der Erinnerungskultur ein positives Zeichen zu setzen.

Im Jahr 1895 hielt Alfred Nobel in seinem letzten Willen ausdrücklich fest, die heute als „Medizinnobelpreis“ bezeichnete Auszeichnung an denjenigen zu verleihen, der im vergangenen Jahr „die wichtigste Entdeckung in der Domäne der Physiologie oder Medizin gemacht hat“. Die Physiologie umfasste damals einen weitaus größeren Bereich als die „medizinische Physiologie“, so auch Disziplinen, die heute der Biologie, Biochemie, physiologischen Chemie oder Biophysik zugerechnet werden.

Seit 1901 wird jährlich der „Nobelpreis für Medizin“ von der Nobelversammlung des Karolinska-Instituts in Stockholm, der schwedisch medizinischen Universität, verliehen.

1904 wurde in Breslau die Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG) etabliert. Heute fördert sie die Forschung und Lehre auf dem gesamten Gebiet der Physiologie. Ihre rund 800 Mitglieder setzen sich im Wesentlichen aus Humanmedizinern, Biologen, Chemikern und Physikern zusammen.

Es hat lange gedauert, bis 1987 auf dem 90. Deutschen Ärztetag zum ersten Mal die Schuld der Ärzteschaft während der Nazi-Zeit thematisiert wurde. Der Herbert-Lewin-Preis ist nur ein Teil vieler Initiativen und Projekte, die ärztliche Organisationen angestoßen haben.

Die 100. Jahrestagung der DPG (2004) wurde im Rahmen der Eröffnungsveran­staltung dem Thema Antisemitismus gewidmet und der Physiologen gedacht, denen in der NS-Zeit Unrecht geschehen ist.

Als positives Zeichen der Erinnerungskultur wird ein Anhang mit einer Auswahl jüdischer – vornehmlich deutsch-jüdischer – Nobelpreisträger der „Physiologie oder Medizin“ des 19. und frühen 20. Jahrhunderts veröffentlicht.

Für Alle, die mit dem Antisemitismus in Deutschland der vergangenen 30 Jahre nicht vertraut sind, könnten die angefügten Zitate aus dem Buch Wi(e)dersprüche (2023) hilfreich sein.

Anmerkung des Verfassers:
Weder eine Berliner Tageszeitung, noch die Deutsche Physiologische Gesellschaft oder das Deutsches Ärzteblatt – trotz zweier Beiträge in der Ausgabe 1. Dezember 2023 – wollten einen entsprechenden Beitrag übernehmen.